Veranstaltung: | Wahlprogramm OV Stolberg |
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Antragsteller*in: | Eckhard Romahn (OV Stolberg) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 01.04.2020, 20:48 |
Antragshistorie: | Version 1 |
KU2020_StolbergNEU3: Klima- und Umweltschutz
Text
Klimaschutz
Unsere Erde verändert sich zunehmend. Dies zeigen Wetterextreme wie Hochwasser
mit Starkregen sowie Trockenperioden durch langanhaltende Hitzewellen mit
Rekordtemperaturen. Klimaforscher*innen warnen vor einer menschengemachten
Heißzeit. Da diese Krise auf bundesweiter Ebene nicht ausreichend angepackt
wird, ist es auf kommunaler Ebene umso wichtiger, auf die lokalen Gegebenheiten
zugeschnittene Maßnahmen zu ergreifen.
Unser Ansatz für unsere Kupferstadt gliedert sich in zwei Bereiche:
- Wir müssen die Einsparungen von CO2, durch die wir CO2-neutral sein
wollen, voranbringen.
- Wir müssen uns auf die bevorstehenden, nicht mehr abwendbaren klimatischen
Veränderungen vorbereiten.
CO2-neutrales Stolberg
Damit unsere Kupferstadt auch noch zukünftigen Generationen ein lebenswertes und
schönes Zuhause sein kann, fordern wir von Bündnis 90 / Die Grünen endlich
konsequent und bei jeder Entscheidung, die Auswirkungen auf das Klima
mitzudenken:
Verkehrswende
Der Verkehrssektor bietet ein enormes Potential, um CO2 einzusparen. Auf
kommunaler Ebene setzen wir die Grundvoraussetzungen dafür, dass mehr Menschen
immer mehr Wege umweltschonend und nachhaltig zurücklegen können. Deshalb
fordern wirfolgende Schritte :
- Förderung des Radverkehrs. Fahrradfahren in Stolberg muss sowohl sicherer
als auch attraktiver werden. Deshalb fordern wir einen konsequenten und
starken Ausbau der Radinfrastruktur in Stolberg (siehe Unterpunkt
Mobilität).
- Verbesserungen im ÖPNV. Auch die Nutzung von Bus und Bahn spart im
Vergleich zum Auto viel CO2 ein. Deshalb sind wir für einen Ausbau des
ÖPNV, besonders eine Verlängerung der Euregiobahn und eine höhere und
bessere Taktung der Buslinien (siehe Unterpunkt Mobilität).
- Förderung von Elektromobilität. Dort wo der Einsatz von PKW (noch)
unerlässlich ist, sollten Alternativen zum Verbrennungsmotor bevorzugt
werden. Wir fordern deshalb eine Umstellung des städtischen Fuhrparks und
Fördermaßnahmen für Elektroautos (siehe Unterpunkt Mobilität)
Erneuerbare Energien
Zur Vermeidung von CO2 und zur Eindämmung des Temperaturanstieges sollte unsere
Kupferstadt insbesondere erneuerbare Energien fördern und in sie investieren. So
sollten zum einen Investor*innen für größere Projekte (z.B.: Windenergieanlagen,
große Photovoltaikanlagen, etc.) gewonnen werden und zum anderen die
Bestrebungen aller Stolberger*innen unterstützt werden, auferneuerbare Energien
umzusteigen und diese zu fördern. Dies kann zum Beispiel durch Anbringen von
Dachphotovoltaikanlagen geschehen. Zudem kann der Ausbau erneuerbarer Energien
zur Schaffung neuer Einnahmequellen für unsere Stadt genutzt werden.
- Windkraft. Windkraft ist ein großer Baustein der Energiewende, den Wind
ist eine unbegrenzte Ressource. Diese Technologie schafft Arbeitsplätze
und kann ein dauerhaftes Einkommen für unsere Stadt bieten. Deshalb sind
wir für die Errichtung neuer Windkraftanlagen. Wir fordern allerdings auch
eine frühe Einbeziehung aller Einwohner*innen in die Planung und die
Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung der Stadt oder der Bürgern zur
Erhöhung der Akzeptanz. Neben den „großen“ Anlagen setzen wir uns auch für
Klein- und Kleinstwindkraftanlagen ein, die (ähnlich Photovoltaikanlagen)
von allen Stolberger*innen im Garten oder auf Dächern installiert werden
können. Hier sollten Förder- und Beratungsangebote geschaffen werden.
- Kleinstwasserkraftwerke. Moderne Kleinstwasserkraftwerke können heutzutage
auch bei schwachem Gefälle und geringer Strömung Energie erzeugen. Wir
setzen uns dafür ein diese nachhaltige Form der Stromgewinnung nach
Stolberg zu holen. Ein gut erarbeitetes Konzept und eventuell ein
entsprechendes Leuchtturmprojekt könnten die Potenziale in Stolberg
aufzeigen.
- Photovoltaik. Neben der Windenergie leistet auch die Photovoltaik einen
großen Beitrag zur Energiewende. Dezentral auf Hausdächern oder zentral
als große „Parks“ sind die Anlagen vielseitig einsetzbar. Die aus dem
Sonnenlicht gewonnene Energie ist deutlich sauberer als die aus fossilen
Brennstoffen und spart viel CO2 ein. Deshalb fordern wir eine konsequente
Förderung von PV-Anlagen: Neben den klassischen Anlagen auf Hausdächern
sollen auch Modelle gefördert werden, die auch für Menschen umsetzbar
sind, die zur Miete wohnen (z.B: Balkonmodelle mit Anschluss über die
Steckdose). Neben Förderprogrammen möchten wir auch neue Beratungsangebote
schaffen, damit die Stolberger Bürger*innen leichter von schon existieren
Förderprojekten (z.B.: von Bund oder Land) profitieren können. Zudem
werden wir uns zusammen mit den Grünen auf Städteregionsebene dafür
einsetzen, dass ein vergleichbares 1000 Dächerprogramm wie im Kreis Düren,
auch in unserer Städteregion umgesetzt wird.
CO2 einsparen und speichern
- Flächen aufforsten. Neben klassischen CO2-Einsparmaßnahmen kann die
gezielte und starke Aufforstung einen großen Betrag zur CO2-Reduktion
leisten. Bäume filtern Kohlenstoffdioxid aus der Luft und lagern es ein,
sodass es aus dem Kreislauf genommen wird und nicht mehr zur Erderwärmung
beiträgt. Deshalb fordern wir den Erhalt der Stolberger Wälder und eine
Aufforstung städtischer Freiflächen. Durch Beteiligung aller
Stolberger*innen könnten zusätzlich noch Flächen angekauft und Bäume
gepflanzt werden, z.B. durch Baumpatenschaften oder Bürger*innenwälder.
- Holzbauweise fördern. Da bei der Herstellung von Beton viel CO2
freigesetzt wird, ist eine Umstellung auf alternative Bauformen und -
materialien unumgänglich. Holz bietet sich als Material an, da es nicht
nur ein natürlich nachwachsender Rohstoff ist, sondern zusätzlich noch CO2
speichert. Deshalb fordern wir auch hier Förder- und Informationskampagnen
für alle Stolberger*innen und die Präferierung von Holz gegenüber anderen
Materialien bei der Ausschreibung von städtischen Projekten.
- Nachhaltig bauen. Allgemein sollten öffentliche Gebäude ressourcensparend
und CO2-reduzierend errichtet werden. Holzbauweise, Cradle2Cradle
(Recycelte und leicht zu recycelnde Baustoffe) und natürliche Materialien
(z.B.: Lehmputz) können hier zum Einsatz kommen. Auch im Unterhalt sollten
neue städtische Gebäude sparsam und nachhaltig sein (z.B.: Passivhaus,
Null-Energie-Haus).
- Energetische Sanierungen fördern. Zum Heizen von Gebäuden benötigt man
viel Energie, wodurch auch viel CO2 entsteht. Durch energetische
Sanierungen, besonders eine gute Dämmung, lässt sich also viel des
klimaschädlichen Gases einsparen. Hier bietet unsere Kupferstadt noch
einiges an Potenzial, z.B. unser Rathaus. Zudem sollte unsere Stadt ihre
Bürger*innen zu Förderprogrammen hierzu intensiv informieren. Derzeit
werden von Land und Bund insbesondere Passivhäuser gefördert. Deshalb
fordern wir: Die Förderung der Sanierung zur Einsparung von Energie muss
weiterhin vorangebracht werden.
- Klimabilanzierung. Jeder Beschluss, den der Stadtrat fasst und jede
einzelne städtische Maßnahme hat Auswirkungen auf unser Klima. Mit der
Verabschiedung des Klimanotstandes hat sich die Stadt Stolberg dazu
bekannt der Klimakrise und ihren Folgen entgegenzutreten. Um allerdings
den jeweiligen Einfluss einer Maßnahme auf das Klima objektiv abschätzen
zu können, benötigt man, ähnlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung, eine
professionell erstellte Bilanzierung. So können wirtschaftlich vielleicht
vertretbare aber für die Umwelt unsinnige Entscheidungen leichter
vermieden werden und z.B. für ein Bauprojekt hier bei uns in Stolberg
keine Berliner Firma beauftragt werden, die weite Strecken zurücklegen
muss, sondern eine aus der Region. Es ist wichtig, für jegliche Maßnahmen,
den Aspekt der Klima- und Umweltfolgen auch bewerten zu können. Nur so
können ökologische und nachhaltige Entscheidungen getroffen werden. Darum
ist eine Umwelt- und Klimabilanzierung unumgänglich.
- Keine klimaschädlichen Aktien im Portfolio der Stadt Stolberg. Wir setzen
uns dafür ein, dass die Stadt Stolberg (weiterhin) keine Aktien von Firmen
besitzt, deren Handeln für den Ausstoß großer Mengen CO2 verantwortlich
ist.
- Ökostrom für öffentliche Gebäude. Als Vorbild für alle Bürger*innen sollte
unsere Kommune im öffentlichen Raum auf Ökostrom setzen. Dies bezieht sich
sowohl auf Gebäude, wie Rathaus, Schulen oder Kitas, als auch auf die
öffentliche Straßenbeleuchtung und den Strom für die neue elektrische
städtische Flotte.
- Energiesparmaßnahmen konsequent umsetzen. Die Stadt Stolberg besitzt und
verwaltet viele verschiedene Gebäude (Schulen, KiTas, Sporthallen, etc.).
Viele von ihnen sind schon älter und bieten viel Potenzial für
Energieeinsparungen durch energetische Sanierungen (z.B.: eine moderne
Dämmung oder effizientere Heizungsanlage). Auch in den neueren Gebäuden
gibt es oft noch Verbesserungsmöglichkeiten (z.B.: Präsenzmelder für die
Beleuchtung oder intelligente Heizungssteuerungen).
Anpassungen an ein verändertes Klima
Schon heute sind die Auswirkungen der Klimakrise und des sich verändernden
Klimas mit Extremwetterereignissen auch in Stolberg sicht- und spürbar. Heiße,
trockene Sommer, punktueller Starkregen, zu milde Winter und Stürme bedrohen
nicht nur unsere Wälder, sondern bergen auch Gefahren für alle Stolberg*innen.
Da diese Beeinträchtigungen und Gefahren in Zukunft nur noch stärker werden,
müssen wir jetzt handeln um unsere Stadt und Infrastruktur noch anpassen zu
können. Als wirksame Maßnahmen fordern wir deshalb:
- Erhalt von Frischluftschneisen. Insbesondere die Innenstadt und die
einzelnen Zentren müssen auf die Klimaveränderung vorbereitet werden.
Durch versiegelte Flächen, wie dichte Bebauung und Straßennetze, erhitzt
und staut sich die Luft. Um eine gute Luftqualität zu gewährleisten ist
der Erhalt der Stolberger Frischluftschneisen essenziell. Durch die
Erstellung eines neuen Luftqualitätsplans kann sichergestellt werden, dass
die Schadstoffkonzentration in unserer Stadt begrenzt und die Zufuhr von
kalter Umgebungsluft ermöglicht wird.
- Bestehende Grün- und Freiflächen besser nutzen. Eine intensive Begrünung,
die als Lunge der Stadt fungiert, verbessert die Luftqualität und kühlt
zudem. Die Pflanzen und die Untergründe, auf denen sie wachsen, speichern
die Feuchtigkeit, sodass hohe Temperaturen auf diesen Flächen gar nicht
erst entstehen können. Zudem sorgt die Verdunstung bei warmem Wetter für
eine Abkühlung der Umgebung. Durch die Anpassung der bereits bestehenden
Grünflächen können diese positiven Effekte erhalten und sogar noch
verstärkt werden. Mehrjährige, heimische und standortgerechte Bepflanzung
ist eine effektive Maßnahme, die das Stadtklima verbessert, und
langfristig auch die günstigere Alternative. Tiefwurzelnde Bäume verändern
das Stadtklima nicht nur durch Verdunstung, sondern auch durch
Schattenwurf, weiterhin sind sie für längere Trockenperioden gewappnet.
Gleichzeitig können gut geplante Grünflächen den Naherholungswert und auch
die Insektenfreundlichkeit unserer Stadt erhöhen.
- Fassaden- und Dachbegrünung fördern. Zwischen Stadt und Land kann der
Temperaturunterschied im Sommer bis zu zehn Grad betragen. Steine, Beton
und Asphalt nehmen mehr Wärme auf und speichern sie stärker als die
natürliche Vegetation. Neben der Anpassung der bereits bestehenden
Grünflächen sind daher Dachbegrünungen und vertikale Gärten
(Fassadenbegrünung) wichtige Maßnahmen, um die Temperatur im Sommer auf
einem angenehmen Level zu halten. Daher fordern wir, dass die Fassaden und
Dächer von städtischen Gebäuden, wo immer möglich, begrünt werden.
Weiterhin sollte allen Stolberger*innen durch Informationskampagnen und
Förderprogramme die Möglichkeit gegeben werden, ihr Haus oder ihren Balkon
zu begrünen.
- Grüne (Vor-)gärten fördern. Den gleichen positiven Effekt wie Fassaden-
und Dachbegrünungen haben auch bepflanzte Vorgärten: Sie leisten im
Gegensatz zu Schotter- und Kiesvorgärten, nicht nur einen positiven
Beitrag zum städtischen Klima, sondern verschönern auch optisch das
Stadtbild und bieten einen wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten.
Deshalb fordern wir neben einer Begrenzung der versiegelten Fläche auf
maximal 1/3, gute und breitangelegte Informations- und Hilfsangebote zur
nachhaltigen Gestaltung von (Vor-)gärten.
- Zusätzliche Verdunstungsflächen schaffen. Durch die Schaffung von über die
Stadt verteilten kleinen Wasserflächen, wie Teichen oder Springbrunnen,
wird nicht nur die Aufenthaltsqualität gesteigert, sondern es werden auch
zusätzliche Verdunstungsflächen geschaffen, die für ein besseres
Stadtklima sorgen.
- Maßnahmen zum Hochwasserschutz ergreifen. Starkregenereignisse sind
Extremwetterphänomene, die immer häufiger auftreten werden und auf die wir
uns vorbereiten müssen. Wir müssen unsere Kanäle gegen Starkregen rüsten.
Für Hochwasserereignisse, insbesondere im Bereich der Vicht, müssen
Rückhaltebereiche geschaffen werden. Hier muss auch verstärkt überregional
kommuniziert werden. Damit die Flüsse nicht zu stark anschwellen, muss
auch gegen die zunehmende Flächenversiegelung vorgegangen werden. Über
versiegelte Flächen läuft das Wasser ungebremst in die Kanalisation,
sammelt und staut sich im schlimmsten Fall. Unversiegelte Böden dagegen
können Regenwasser gut aufnehmen und speichern es für trockenere Zeiten
(Schwammstadt). Auch deshalb setzen wir uns für Nachverdichtungen und
gegen Neuversiegelungen ein.
- Monokulturen in der Forstwirtschaft durch Misch- und Alternativformen
ersetzen. Viele Baumarten, die heute in Stolberg heimisch sind, werden
durch das sich verändernde Klima in Zukunft nur noch schwer hier überleben
können. Deshalb muss der Wald heute schon umstrukturiert werden:
Baumarten, die mit heißen und trockenen Sommern auskommen, gut Wasser
speichern oder Tiefwurzler sind, sollten bevorzugt gepflanzt werden.
Besonders wichtig finden wir auch eine Durchmischung verschiedener
Gehölzarten. Durch diese Vermeidung von Monokulturen wird der Wald
resistenter gegenüber Schädlingen.
- Baumschutzsatzung erlassen. Besonders alte und große Bäume leisten einen
großen Beitrag zur Verbesserung des Stadtklimas (siehe auch Unterpunkt
Umweltschutz). Wir möchten diese Bäume in ganz Stolberg schützen.
Umweltschutz
Nicht nur der Aspekt Klima ist unheimlich wichtig, sondern auch der
Umweltschutz. Wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern eine weiterhin
lebenswerte und attraktive Umgebung hinterlassen. Zu einer wertvollen Umgebung
gehört eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Um diese zu bewahren, sind nicht
nur die obengenannten Punkte zur Klimaanpassung relevant. Daher fordern wir von
Bündnis 90 / Die Grünen außerdem:
- Erstellung einer Baumschutzsatzung. Um den Grünanteil zu erhalten und im
Idealfall noch zu erhöhen fordern wir eine Baumschutzsatzung nach Aachener
Vorbild für die gesamte Kupferstadt. Sie schafft ein Bewusstsein für die
Bedeutung unserer Natur. Bäume haben vielfältige Funktionen, die sie
besonders schützenswert machen. Sie fangen Staub und absorbieren Lärm in
ihren Kronen, spenden Schatten, produzieren Sauerstoff, binden
Kohlenstoffdioxid und haben eine positive Wirkung auf die
Luftfeuchtigkeit. Bäume bringen den Kreislauf unserer Jahreszeiten auch in
der Stadt den Bürgern, ob jung oder alt, nahe und sorgen für eine
malerische, abwechslungsreiche Atmosphäre. Insbesondere Laubbäume können
für unsere Gebäude als natürliche Klimaanlagen dienen. Im Sommer spenden
Bäume durch ihre Blätter Schatten und im Winter lassen Sie die Sonne in
unsere Wohnungen scheinen und diese aufwärmen. Nur mit Bäumen kann
Lebensqualität in unserer Stadt gestaltet werden. Junge nachgepflanzte
Bäume benötigen viele Jahre, um die gleichen positiven Aspekte zu
erreichen wie alte Bäume.
- Querungshilfen für Tiere schaffen. Querungshilfen für Eichhörnchen oder
Kröten an viel befahrenen Straßen sind eine oft leicht umzusetzende
Maßnahme, die einen großen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt liefern
kann und der „Verinselung“ von Lebensräumen entgegenwirkt.
- Erarbeitung eines Grünflächenkonzeptes. Gut gestalteteöffentliche Frei-
und Grünflächen bieten Tieren, besonders Vögeln und Insekten, einen
Lebensraum, verbessern das Mikroklima der Stadt und erhöhen auch die
Aufenthaltsqualität. Auf Grünflächen sollten z.B.: bienenfreundliche
Blumen und Hecken, tiefwurzelnde Bäume und gepflanzt werden. Freiflächen
wie Parkplätze sollten offen angelegt werden z.B. durch die Nutzung von
Rasengittersteinen oder begrünten Fugen. Alle Parkplatzflächen sollten mit
Bäumen klimatechnisch optimiert und verschönert werden, um ein attraktives
Stadtbild zu schaffen. Um die einmal geplanten und angelegten Flächen mit
ihren Pflanzen zu erhalten, ist eine vorausschauende Planung notwendig.
Deshalb fordern wir für unsere Kupferstadt ein Grünflächenkonzept, um die
Grünanlagen optimal zu gestalten und pflanzengerecht zu pflegen.
- Insektenfreundliche Blühflächen schaffen. Auch außerhalb der klassischen
Grünanlagen und Pflanzkübel gibt es in unserer Stadt viele Flächen, die im
Sinne einer hohen Biodiversität besser genutzt werden könnten. So fordern
wir Grünstreifen entlang von Straßen mit ein- oder zweijährigen Wildblumen
zu bepflanzen. Dies bietet vielen Insekten Nahrung und Lebensraum,
verschönert das Stadtbild und verringert den Arbeitsaufwand, da weniger
häufig gemäht werden muss.
- Flächenfraß und Versiegelung stoppen. Die Versiegelung von Böden hat viele
negative Auswirkungen: Sie belastet die Kanalisation stark, da Regenwasser
nicht versickern kann, sodass lokale Überschwemmungen auftreten können.
Auf versiegelter Fläche wächst nichts, wodurch Lebensräume für Tiere
verloren gehen und keine Verdunstung mehr stattfindet, was wiederum das
Mikroklima negativ beeinflusst. Die nachhaltigsten Auswirkungen betreffen
aber die natürliche Bodenfruchtbarkeit: Durch eine dauerhafte Versiegelung
wird sie zerstört und kann nur schwer oder gar nicht wiederhergestellt
werden. Da die meisten Entscheidungen zur Versiegelung von Böden, z.B. für
Neubaugebiete und Verkaufsflächen, auf kommunaler Ebene getroffen werden,
müssen wir hier handeln. Wir fordern einen konsequenten Flächenfraß-Stopp!
Durch Nachverdichtungen, den Bau in die Höhe und die Bekämpfung von
Leerstand in der Innenstadt gibt es genug Möglichkeiten Wohnraum zu
schaffen, ohne unsere Umwelt weiter zu zerstören. Durch die Zusammenarbeit
mit unseren Nachbarkommunen und innerhalb der StädteRegion können wir in
Zukunft neue Gewerbeflächen dort schaffen, wo keine wertvollen Böden mehr
verloren gehen (z.B.: Standort Weisweiler) und dadurch unsere Wälder und
Landschaften in Stolberg schützen. Wenn Flächenversieglungen sich nicht
vermeiden lassen, um etwa neuen Wohnraum zu schaffen, sollten
Vorrausetzungengeschaffen werden, die die ökologischen und langfristigen
ökonomischen Folgen der Versiegelung darstellen können. So kann
entschieden werden, dort zu vesiegeln, wo es den geringsten Schaden, aber
den höchsten Nutzen für die Allgemeiheit hat.
- Verwendung von Pestiziden stark begrenzen. Die Mitarbeiter*innen unserer
Stadt sollten auch zu ihrem eigenen Schutz kein Glyphosat und nur im
äußersten Notfall (z.B.: bei invasiven Arten) andere Pestizide einsetzen
müssen.
- Verwendung torffreier Erde. Torf ist ein häufiger Bestandteil von
Blumenerde, aber sein Abbau zerstört jahrtausendealte Moore und mit ihnen
den Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Auch auf das Klima hat
der Torfabbau negative Auswirkungen: Durch die Entwässerung der
Feuchtgebiete entweicht CO2 und es entfällt ein wertvoller Speicher für
das Treibhausgas. Deshalb fordern wir, dass unsere Kupferstadt mit gutem
Beispiel vorangeht und auf die Nutzung von torfhaltiger Erde verzichtet.
Zudem würde sich hier eine Informationskampagne für alle Stolberg*innen
anbieten.
- Bürgerwälder/Baumpatenschaften. Jeder mit Balkon, (Vor-)Garten oder
Fensterbänken kann einen Beitrag leisten, der einen positiven Effekt für
unsere Insekten- und Vogelwelt erzielt. Stolberg*innen, die sich noch
stärker einbringen möchten, sollten Baumpat*in werden oder bei
Renaturierungsprojekten unterstützen können. Wir fordern Bürgerwälder in
unterschiedlichen Quartieren und Renaturierungsprojekte mit Unterstützung
von Kitas, Schulen, Senior*innengruppen und interessierten sowie
engagierten Bürger*innen. Die Möglichkeit eine Baumpatenschaft zu
übernehmen sollte sowohl für einzelne innerstädtische Bäume als auch für
neugepflanzte Waldbäume möglich sein.
- Freilegung von Bachläufen und Renaturierung von Gewässern. Naturnahe
Fließgewässer sind wichtige Biotope, die beim Erhalt der Artenvielfalt
eine zentrale Rolle spielen. Wir möchten unsere Stolberger Flüsse und
Bäche wieder so naturnah wie möglich gestalten. Dazu müssen kanalisierte
Bäche wieder frei gelegt und revitalisiert (wiederbelebt) werden. Wo
ausreichend Platz vorhanden ist, sollten die Fluss- und Bachufer wieder
renaturiert werden.
- Einhaltung der Schadstoffgrenzen von Gewässern. Wir fordern eine
permanente Kontrolle der Wasserqualität der Flüsse und Bachläufe in
Stolberg. Sie sind wichtige Biotope, auch innerhalb der Stadt. Nur wenn
erkannt wird, wann und wo Schadstoffgrenzen überschritten werden, kann
auch schnell und effektiv gehandelt und die Ursachen gefunden und behoben
werden.
- Konzept zur Schadstoffsanierung stark belasteter Gebiete. Aufgrund der
Geschichte Stolbergs sind viele Gebiete stark mit Blei, Kadmium und
anderen Schadstoffen belastet. Hier muss ein Konzept geschaffen werden, um
die Böden dort langfristig zu sanieren. Dies sollte nicht einfach durch
Abdecken oder Abtragen geschehen, sondern mithilfe innovativer Lösungen
(z.B.: der Pflanzung von bestimmten Distelarten, die nach und nach das
Blei aus dem Boden filtern können).
- Einführung einer Biotonne. Biologische Abfälle vom Restmüll getrennt zu
entsorgen, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz,
denn Bioabfall ist ein wertvoller Rohstoff: Er kann z.B. vergärt in
Biogasanlagen verwendet werden oder kompostiert zu Blumenerde, die Nutzung
von torfhaltigen Erden eindämmen. Auch wenn in vielen Stolberger
Stadtteilen Gartenabfälle nicht in die Biotonne dürften, sollten
Küchenabfälle recycelt werden. Wir fordern, dass alle Stolberger*innen die
Möglichkeit haben sollen, ihren Müll getrennt zu entsorgen.
- Keine weiteren Steinbrüche. Bei der Neuanlage von Steinbrüchen muss nicht
nur die benötigte Fläche gerodet und der Boden dort abgetragen werden,
durch den Betrieb entstehen auch Beeinträchtigungen für die Umgebungen wie
Lärm, Staub und Erschütterungen. Deshalb sprechen wir uns gegen neue
Steinbrüche auf Stolberger Gebiet aus.
- Kein Verkauf von Waldflächen. Die Bedeutung des Walders für den Menschen
und die Natur kann nicht hoch genug eingeschätzt werden: Er ist
Naherholungsgebiet, grüne Lunge und Lebensraum vieler Tiere. Wir müssen
unsere Stolberger Wälder erhalten und auch deren Zerstückelung verhindern.
Deshalb sind wir gegen den Verkauf von städtischen Waldstücken.
- Ausgleichsflächen schaffen. Muss im Rahmen eines Bauvorhabens oder im Zuge
der Bauarbeiten eine bisher grüne und unversiegelte Fläche versiegelt
werden, sollten Ausgleichsflächen geschaffen werden. Die zügige Umsetzung
und langfristige Erhaltung der Flächen muss stärker kontrolliert werden.
- Plastikmüll vermeiden. Der zunehmende Plastikmüll gefährdet nicht nur
unsere Umwelt, sondern (z.B.: durch Mikroplastik) auch direkt den
Menschen. Hiergegen kann jeder aktiv werden, indem er sein (Kauf-
)Verhalten anpasst. Die Stadt Stolberg sollte auch hier mit gutem Beispiel
vorangehen und auf öffentlichen Veranstaltungen (z.B. Stadtfest, Stolberg
goes.., StolRun, ..) nur noch Mehrweg-Getränkebecher und -Verpackungen
erlauben.
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